Eines Morgens täuschte ich vor, früh zum Markt zu gehen. Ich schloss das Tor laut, drehte mich um und schlüpfte ins Haus. Als ich sie in der Küche hörte, schlich ich in ihr Schlafzimmer und öffnete die Tür.
Der metallische Geruch schlug mir sofort entgegen. Ich spürte ein Engegefühl in der Brust. Ich zog das Laken zurück…
Und er erstarrte. Die Matratze, einst makellos weiß, war mit dunklen Blutflecken übersät. Nicht mit den leichten, gewöhnlichen Flecken, sondern mit schweren, traurigen Flecken, die in den Stoff selbst eingedrungen zu sein schienen.
Meine Hände zitterten, als ich die Schublade öffnete. Darin befanden sich Verbandrollen, Desinfektionsmittel und ein mit getrocknetem Blut bedecktes Hemd. Der Beweis für ein sorgsam gehütetes Geheimnis.
Ich taumelte zurück, mein Herz raste. Irgendetwas war furchtbar schiefgelaufen.
Ich rannte in die Küche, packte Lilys Handgelenk sanft, aber bestimmt und führte sie zurück in ihr Zimmer. Meine Stimme zitterte. „Erklär mir das. Warum ist Blut auf der Matratze? Was verheimlichst du mir?“
Einen Moment lang stand sie wie gelähmt da, die Augen weit aufgerissen, der Mund zitternd. Dann rannen ihr Tränen über die Wangen. Schluchzend sank sie an mich.
„Mama“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „David … David hat Leukämie. Sie ist im fortgeschrittenen Stadium. Die Ärzte sagten, er habe vielleicht nicht mehr viel Zeit. Wir haben schnell geheiratet, weil … ich bei ihm sein wollte, auch wenn es nur für kurze Zeit war.“
Diese Worte trafen mich wie ein Schlag. Mein Sohn – mein verspielter Junge, der mir die Einkaufstüten vom Markt trug, der mit den Nachbarn scherzte – hatte so viel Leid in sich getragen. Er wollte nicht, dass ich mir Sorgen machte. Er trug diese schwere Last still.
Ich erinnerte mich an sein Lächeln bei unserer Hochzeit, sein Lachen, seine ruhige Stimme, als er seine Versprechen gab. Und all dem lag diese Wahrheit zugrunde.
Ich richtete mich auf und hielt mich am Bettrand fest, meine Knie gaben unter mir nach. Lily kniete neben mir, ihr Gesicht war nass von Tränen.
„Ich wechsle die Bettwäsche jeden Tag“, fuhr sie fort, „weil die Blutung nicht aufhört. Ich möchte, dass er in einem sauberen Bett ruht. Ich möchte seine Würde wahren. Ich könnte es Ihnen nicht sagen … ich wusste nicht, wie.“
Die Trauer schnürte mir die Kehle zu. Ich umarmte sie. „Du musst das nicht mehr allein ertragen, meine Tochter. Von nun an werden wir es gemeinsam durchstehen.“
In jener Nacht lag ich wach und starrte an die Decke. Der Schmerz war unerträglich, doch tief in mir schlummerte ein starker Wille. Im Morgengrauen ging ich zum Markt und kaufte neue Laken, Bleichmittel und zusätzliche Schüsseln. Von da an stand ich jeden Morgen früh auf, um mit ihr zusammen zu waschen. Wir falteten die Laken nebeneinander, unsere Hände rot vom Seifenwasser.
Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass Lily nicht nur meine Schwiegertochter war. Sie war Familie im wahrsten Sinne des Wortes.
Die folgenden Monate waren die schwersten meines Lebens. David wurde von Tag zu Tag schwächer. An manchen Morgen hatte er kaum die Kraft zu lächeln. Doch Lily wich ihm nie von der Seite. Sie pflegte ihn mit einer Zärtlichkeit, die mich einschüchterte – sie fütterte ihn löffelweise mit Brühe, flüsterte ihm Liebesworte ins Ohr und hielt seine Hand in jeder schlaflosen Nacht.
Drei Monate später, noch vor Sonnenaufgang, starb David still und leise. Kein Sturm, kein Drama – nur ein leises Ausatmen, eine Erlösung. Lily drückte seine Hand und flüsterte immer wieder: „Ich liebe dich“, bis die Worte in der Stille verhallten.
Wir begruben ihn unter einem Akazienbaum nahe der Kirche. Als die Nachbarn Blumen niederlegten, dachte ich, mein Herz würde brechen. Doch Lily stand aufrecht, ihr Gesicht von Tränen gezeichnet, aber voller Würde.
Nach der Beerdigung packte sie ihre Sachen nicht. Sie kehrte nicht zu ihren Eltern zurück. Stattdessen blieb sie – bei mir. Gemeinsam betrieben wir unseren kleinen Imbissstand. Sie lernte die Lieblingsgerichte der Stammkunden, lachte mit den Kindern und arbeitete an meiner Seite, als wäre sie schon immer dort gewesen.
Zwei Jahre sind vergangen. Manchmal fragen mich Leute, warum meine Schwiegertochter immer noch bei mir wohnt. Ich lächle dann nur.
„Sie war nicht nur Davids Frau“, sage ich ihnen. „Sie wurde auch meine Tochter. Und dies wird immer ihr Zuhause sein.“
Die vollständigen Kochschritte finden Sie auf der nächsten Seite oder über die Schaltfläche „Öffnen“ (>) und vergessen Sie nicht, das Rezept mit Ihren Facebook-Freunden zu teilen.